Ein"kniggen" oder standhaft bleiben. Oder beides?!


Wer war eigentlich Knigge und was wollte er uns eigentlich mitteilen?

Was die meisten von uns nicht wissen, ist, dass Adolph Freiherr Knigge ein Buch mit Namen "Über den Umgang mit Menschen" verfasst hat. Das Buch handelte gar nicht von den heutigen Benimmregeln, die wir mit ihm verbinden, sondern viel mehr von Umgangsregeln.
Das Buch hatte einen völlig anderen Ansatz, den man sich heutzutage eigentlich wieder wünschen möchte:

„Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen." (Quelle Wikipedia)

Seine 1788 veröffentlichte Schrift wurde mehr und mehr neu aufgelegt und wurde so Stück für Stück neu interpretiert und entwickelte sich damit zum Neuen Knigge und damit zu einem Manifest des guten Benehmens und Anstand.

Nun finde ich es heutzutage nicht mehr Zeitgemäß alles genau nach Vorschrift zu tun, denn auch die Mode entspricht ja keiner festen Regel mehr, sondern entwickelt sich immer wieder neu.
Aber: wie auch in der Mode ist doch ein gewisses "Grundgerüst" an gutem Benehmen für mich wünschenswert. Wir tragen ja auch immer noch Hosen, designen diese aber stetig neu.

Das macht mich nicht zu einem Spießer, sondern lediglich zu einem Menschen, dem Dinge wie Sozialkompetenz, Respekt und Nachsicht wichtig sind.
Ich halte Knigge heutzutage für eine Interpretion von Spielregeln für ein humanes Miteinander. Wo letztlich die Gabel dann liegt, ist eigentlich egal. Aber dass sie sauber ist, für etwas genutzt wird, für das man auch eine Gabel braucht und von jemandem platziert, dem es wichtig ist, mit einer Gabel zu essen - das ist, was ein schönes Miteinander ausmacht.
Für ein paar Jahre durfte ich für die wundervolle Hotelkette The Ritz-Carlton Hotel Company arbeiten. Meine Arbeit wurde mit einer sehr schönen Aussage der damaligen Personaldirektorin unterlegt: "Wir stellen die Leinwand, was du darauf malst, ist dir allein überlassen"

Und genau so sollte es heute auch sein:
Leben und leben lassen - aber immer das Miteinander im Hinterkopf.

Meine Ansicht auf Knigge lässt sich dementsprechend auch auf die Mode übertragen: es gibt für jeden Anlass die passende Kleidung. Immer mit Spielraum, aber ich finde es um so schöner, wenn Kleidungsetiketten im Großen und Ganzen eingehalten werden.
In Berlin nicht immer einfach. Selbst der rote Teppich hat schon Jogginghosen gesehen! 😉
Es gibt Situationen, in denen wir uns automatisch und fast unbemerkt einer bestimmten Kleiderordnung unterwerfen:
Oder würde man zu einem wichtigen Bewerbungsgespräch in seinem Lieblings-T-Shirt gehen oder doch lieber der abgezielten Stelle entsprechend?
Wer würde tatsächlich in buntem Hemd oder Missoni Strickkleid zu einer Beerdigung erscheinen?
Schon mal in weiß zu einer Hochzeit gegangen, um der Braut die Show zu stellen? Ich glaube nicht!

Aber gerade dort, wo ein Dress Code gefragt ist, stellt sich die Frage: Ein"kniggen" oder standhaft bleiben?
Ich glaube beides! Ich finde es nur respektvoll seinem Gegenüber einen bestimmten Kleiderwunsch zu erfüllen, der der Situation angemessen ist, aber dank all der Vielfalt, die Mode zu bieten hat, glaube ich, dass man den Dress Code dehnen und zu seinem Eigen machen darf.

Was Dress Codes eigentlich bedeuten und wie sie idealerweise umzusetzen sind, darüber schreibe ich vielleicht einmal in einem anderen Post.

Nehmen wir es doch einmal mit den Worten von Uwe Busse: Wir sind nur zu Gast auf dieser Welt.
Das beschreibt natürlich sehr gut den ökologischen Fußabdruck, den wir hier hinterlassen (Danke an Fack Ju Göthe für diesen Ausdruck), aber es beschreibt auch sehr gut, wie wir miteinander umgehen sollten - höflich und mit der richtigen Menge Respekt.

Und beim nächsten Mal, wenn man eine Tür durchschreitet: einfach mal umdrehen, ob da noch jemand durch will! ;-)

Bussi,
Mr. ChichiBowtie


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